Where's Waldo?


von Seppatoni
08.03.2005

Nach dem unsäglichen Versuch mit "The Great Waldo Search" die bekannten Walter-Bücher in ein Videospiel umzuwandeln, veröffentlichte T*HQ ein Jahr später einen weiteren NES-Titel mit Waldo-Lizenz unter dem Namen "Where's Waldo?". Ob man mit diesem Titel Wiedergutmachung bei den zahlreichen NES- und Walter-Anhängern anstrebte oder eine weitere Beleidigung für Videospieler in Modulform pressten wollte, wollen wir uns hier mal genauer anschauen.

Walter, wie gewohnt mit rot-weiß gestreiften Pulli und Mütze, hat von der Erde anscheinend genug. Wie sonst ist es zu erklären, dass er unbedingt auf den Mond will? Dem Spieler kann dies eigentlich egal sein, seine Aufgabe besteht darin, den reiselustigen Mann zur Rakete zu führen, welche ihn zum Erdtrabanten transportieren soll. Die Reise dorthin führt vorbei an verschiedenen Schauplätzen wie einem Bahnhof, einer düsteren Höhle oder einem imposanten Schloss. An jeder der Reisestationen gilt es eine bestimmte Aufgabe zu lösen. Meist besteht diese einfach darin, Walter innerhalb eines bestimmten Zeitlimits zu finden. Mittels Cursor bestätigt man den Fundort Waldos. Ist dieser aber falsch, so wird dies unweigerlich mit Zeitabzug bestraft. Eine andere Aufgabe lässt euch Walter durch ein Labyrinth führen, dabei gilt es auch dessen Brille wiederzufinden. Allerdings sollte der Kontakt mit dem Zauberer vermieden werden, da dies unweigerlich das Ende des Abenteuers bedeuten würde. Weiter gibt es auch noch die Walter-Suche in einer dunklen Umgebung, wo der Protagonist jeweils nur kurz zu sehen ist und schnell reagiert werden muss. Ist er gefunden, wartet noch ein Item darauf eingesackt zu werden. Zu guter letzt gibt es auch noch einen einarmigen Banditen als Höhepunkt des Spiels. Hier muss so lange probiert werden, bis 3 Walter-Köpfe den Bildschirm zieren.

Das war auch schon die ganze Palette an Minispielen. Insgesamt 8 Stück (davon 5 Suchspiele) gilt es zu bewältigen, um die Reise zum Mond erfolgreich abzuschließen. Nicht viel, denkt ihr? Ja, da denkt ihr richtig. Okay, sagt sich jetzt so mancher, es kommt nicht auf die Anzahl, sondern auf die Qualität der Spiele an. Doch auch hier wird man leider bitter enttäuscht. Die Waldo-Suche ist teilweise nichts anderes als ein Glücksspiel. In einem riesigen Pixelsalat ein paar zusammenhängende Bildpunkte zu finden, die Walter darstellen sollen, ist einfach nur mühsam. Unter den zahlreichen Figuren auf dem Bildschirm, deren Anzahl Pixel man fast an 2 Händen abzählen kann, lässt sich Walter mit praktisch nicht vorhandenen Merkmalen kaum identifizieren. So artet das ganze in willkürliches Herumgeklicke aus, bis ein kurzes Jingle die erfolgreiche Suche bestätigt. Auch im Labyrinth wird einfach solange probiert, bis einen der Weg ins Ziel führt. Nicht anders in der Dunkelheit: Da es hier für Fehlversuche keinen Abzug gibt, wird beliebig herumgeklickt, bis man Walter gefunden hat. Da ändern auch die 3 Schwierigkeitsstufen nichts. Ist auf Easy Walter immerhin noch an den Farben erkennbar, so ist ab Medium auch diese, einzige Erkennungsmöglichkeit weg. Auch vergrößert sich der Suchbereich mit jeder Stufe, wie auch der Strafabzug bei der Uhr. Außerdem steht für das Rätsel hierbei weniger Zeit zur Verfügung.

Wer das Titelbild des Spieles gesehen hat, konnte immerhin schon mal das grafische Highlight des Spiels begutachten. Außer der Weltkarte und dem Abspann gibt es ansonsten nichts zu sehen. Musikstücke sucht man nahezu vergebens. In den Levels schweigen die Lautsprecher und die 3 vorhandenen kurzen Musikstücke wirken alles andere als überzeugend. Selbiges gilt auch für den den einen (!) Soundeffekt.

Bei der Steuerung sollte man eigentlich annehmen, dass zumindest in diesem Bereich nichts falsch gemacht werden konnte. Schließlich muss man ja nur den Cursor bewegen und mit A bestätigen. Doch die Programmierer haben es auch hier geschafft, die Sache zu verhunzen. Der Cursor rast ein einem Höllentempo über den Bildschirm, so dass ein genaues Platzieren, vor allem bei höherem Schwierigkeitsgrad, fast nicht möglich ist und in ein nervöses Gezeter ausartet.

Die Leute von T*HQ schafften es tatsächlich, ihren ersten Walter-Titel in Sachen Qualität noch zu unterbieten. Selten hat man so ein perfektes Zusammenspiel von misslungener, spielspaßhemmender Grafik, erbärmlichem Sound und miserabler Steuerung erlebt. Eine Ohrfeige für alle Freunde guter Videospiele. Gäbe es so was wie eine NES-Videospielhölle, dann wäre dieser Titel ein Favorit für den Thron.


Wertung


1/10

Kommentare



Seppatoni
Wie jetzt? 4 Sterne für einen zerrissenen Titel mit einer 1er-Wertung? Ja, genau! Objektiv betrachtet ist der Titel - milde ausgedrückt - wirklich nicht sehr gelungen. Aber dennoch habe ich „Where’s Waldo?“ so viele spassige Stunden zu verdanken, dass es die volle Anzahl Sterne definitiv verdient hat. Unvergessen wie an der NCON VI (Nintendo Convention) teils 14 Leute um den Fernseher standen und nach Walter suchten, manche Spieler alleine verbrachten 4-5 Stunden am Stück mit der Walter-Suche. Und seither wird der Titel jährlich traditionell auf jeder NCON gespielt. Und das wird wohl auch so bleiben, bis irgendwann es tatsächlich jemand schafft, das Spiel im höchsten Schwierigkeitsgrad durchzuspielen. Das ist bis heute noch keinem gelungen. Na dann auf viele weitere Stunden mit dem gestreiften Superhelden!



Video